Evidence-Based Learning at School

Zeitgemäße Führung für die Realschulen

Das Ziel unserer Schule muss sein, die Unterrichtsqualität und Leistungsfähigkeit der Schüler und Lehrer nicht nur zu sichern, sondern zu verbessern. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist eine zeitgemäße Führung.

Von einer guten Führung profitiert die gesamte Schulgemeinschaft (Schulleitung, Lehrkräfte, Eltern und Schüler). Ein respektvolles, wohlwollendes Miteinander, eine transparente Aufgabenverteilung, die Raum zur Mitgestaltung und Mitverantwortung bietet, optimierte Organisationsabläufe, eine intensive Kommunikation, klare Strukturen und auch eine Bereitschaft zur Veränderung der jeweils eigenen Einstellung (im Kollegium) setzen eine zeitgemäße Führung voraus.

Doch was ist eine gute, zeitgemäße Führung? Gute Führung ist mehr als eine gute Verwaltung der Schule. Gute Führung setzt unter anderem eine Führungsspanne voraus, die eine individuelle Personalentwicklung im Lehrerkollegium erlaubt. Sie bietet Unterstützung, Beratung und Förderung. Eine der Voraussetzungen dafür (eine Führungsspanne, die Führung statt Verwaltung ermöglicht) wird durch die Einführung der erweiterten Schulleitung erfüllt.

Die Qualitätssteigerung der Führung an den bayerischen Schulen ist kein Selbstzweck. Das Ziel ist eine Verbesserung der Erziehung und Bildung der Schüler sowie eine positive Veränderung der Selbstwahrnehmung der Lehrer einhergehend mit einer Steigerung der Lehrerzufriedenheit und auch der Lehrergesundheit.

Die Realschulen wurden von Seiten des bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst in den letzten Jahren einem Veränderungsprozesses unterzogen, weg von einem zentral gesteuerten Schulsystem (in dem die Schulleitung lediglich ein ausführendes Organ des Ministeriums war) hin zu einem dezentralen Schulsystem, in dem die Schulleitung Leitungs- und Entwicklungsaufgaben mit den entsprechenden Entscheidungskompetenzen wahrnehmen muss.


Welche konkreten Anforderungen ergeben sich daraus an eine zeitgemäße Führung?

Deswegen ist es von herausragender Bedeutung, dass die Schulleitung ein transparentes Verhalten zeigt, Aufgaben an qualifizierte Mitarbeiter delegieren kann, sowie alle Beteiligten in die Entscheidungsfindung (so weit wie möglich) einbezieht: Weg von der selbstherrlichen Entscheidungsfindung hin zum „Leadership“.

Die Sicherstellung der Funktionstüchtigkeit einer Schule ist selbstverständlich eine zentrale Aufgabe der Schulleitung und bedarf keiner weiteren Ausführung.

Doch die Sicherstellung der Innovationen und die Qualitätsverbesserung einer Schule (Schulentwicklung) muss näher beleuchtet werden.   Die jeder Realschule zugestandenen Freiheiten müssen von den einzelnen Schulen zur Verbesserung der Qualität und pädagogischen Entwicklung genutzt werden.

Die Schulleitung ist verantwortlich als Initiator für die pädagogische Entwicklung der Schule. Deswegen muss sie ihre Entscheidungskompetenzen in vollen Umfang nutzen.

Ohne eine Wahrnehmung der Führungsrolle lässt sich bei der eigenverantwortlichen Schule die Weiterentwicklung der Schule nicht verwirklichen. Da die Schulleitung für Fehler und Mängel an der Schule die Verantwortung trägt, ist es auch erforderlich, Fehler, Mängel und auch eine Nichtentwicklung zu erkennen, anzusprechen und Konzepte zur Abhilfe zu entwickeln.


Hierarchie versus pädagogisches Denken und Handeln?

Allein um für ein funktionierendes Schulmanagement zu sorgen, ist eine Struktur notwendig, in der alle Beteiligten wissen, welche Aufgaben man selber hat und wer für was zuständig ist. Nicht funktionierende Arbeitsabläufe führen automatisch zu Unstimmigkeiten und verschlechtern das Miteinander.

Eine Strukturierung der Aufgaben führt auch zu über- und untergeordnet sein. Eine organisatorische Hierarchie ist vollkommen unproblematisch, wenn neben dem Über-und Unterordnungsverhältnis die Anerkennung des Menschen und seiner Bedürfnisse eine wohlwollende Zusammenarbeit und das Einhalten klarer Regeln besteht.

Gerade das freie Entfalten pädagogischen Denkens und Handelns einiger Lehrkräfte stößt nicht beim ganzen Kollegium auf Begeisterung und Gegenliebe. Es geschieht immer wieder, dass der Mut, die Innovationskraft, die Einsatzbereitschaft bei der Unterrichtsplanung- und Gestaltung und auch die Bereitschaft sonstige dienstliche Tätigkeiten wahrzunehmen, von manchen Kollegen kritisch registriert werden. Wenn diese Kritik rein sachlich begründet ist und durch konstruktive Gespräche ausgeräumt werden kann, hat dies sehr lobenswerte Konsequenzen. Den Raum und die Zeit für solche Gespräche zu finden, gestaltet sich im vollgepackten Schulalltag häufig als schwierig. Auch deswegen ist es erforderlich, dass die Schulleitung sich traut, ihre Befugnisse voll auszuschöpfen und für genügend gemeinsame Zeit des Kollegiums an der Schule zu sorgen. Regelmäßige pädagogische Konferenzen, Fachschaftssitzungen und auch Workshops sind geeignete Instrumente dafür.

Doch nicht selten ist die kritische Bewertung von auffallend aktiven Lehrern nicht sachlich begründet, sondern hat seine Begründung im jeweiligen persönlichen Bereich. Solange man das leistet, was alle leisten, fällt die eigene Leistung nicht besonders auf, unabhängig davon, wie diese Leistung zu bewerten ist. Wenn nun jedoch vereinzelt andere Lehrkräfte  innovativer sind oder mehr leisten, steht auch die eigene Leistung zur Diskussion, bei der Schulleitung, im Kollegium, bei den Schülern und den Eltern.

Hier liegt es nun an der Führung gerade das pädagogische Denken und Handeln zu schützen. Hier ist eine Hierarchie nötig, um eine Entwicklung des pädagogischen Denkens und Handels zuzulassen. Es ist immer erst nur eine Minderheit, die für Veränderungen sorgt.

Doch das ist nichts Negatives, eher das Gegenteil ist der Fall. Jede Schule braucht eine Entwicklung, jedoch keine Revolution. Doch genau diese Entwicklung darf nicht erstickt werden. Und eine starke Führung sorgt für das positive Umfeld dieser Schulentwicklung. Damit ist nicht nur die Organisation der Stundenpläne, der zu unterrichtenden Klassen oder die Ausstattung der Klassenräume gemeint. Viel mehr noch muss die Schulleitung als starke Führungspersönlichkeit sich öffentlich so positionieren, dass diese Schulentwicklung von ihr gewollt ist und dass eine bewusste Störung nicht toleriert werden wird.

Eine basisdemokratisch geführte Schule ist theoretisch denkbar, doch in der Realität des Schulalltages nicht realisierbar. Aus diesem Grund ist Hierarchie im Schulalltag und bei der Führung einer Schule nicht nur nichts Negatives, vielmehr ist sinnvoll gelebte Hierarchie einer der Erfolgsgaranten für eine erfolgreiche Schulentwicklung.

Nach Prof. Dr. Fischer (Universität Regensburg, 2014) setzt sich ein Kollegium grundsätzlich aus 20% Multiplikatoren (Personen, die fachlich kompetent und menschlich integer sind), 60% indifferenten Mitarbeitern (Menschen, die schauen wo die Reise hingeht) und 20 % Bedenkenträgern (Blockierer)  zusammen.

Das Führungsverhalten muss gegenüber jeder der Gruppen anders sein. Die Schulleitung muss die Multiplikatoren kennen und fördern. Gemeinsam mit den Multiplikatoren soll versucht werden, möglichst viele der indifferenten Kollegen für die gemeinsame Sache zu gewinnen. Ein kleiner Teil der Blockierer, der nicht zu erreichen sein wird, muss neutralisiert werden.

Wilfried Krauß, Zweiter Konrektor ZwRSK